Die Wehrkirche zu Pomßen

Außenansicht KircheBeim Eintreten durch die niedrige Türöffnung in der Südwand der Kirche ist der Besucher erstaunt und fasziniert zugleich, welche reiche Ausstattung sich hinter den schmucklosen, gewaltigen Außenmauern verbirgt. Er fühlt sich sogleich von dem hohen zweischiffigen Innenraum mit den zwei Emporen und dem anschließenden Altarraum in den Bann gezogen und wird an eine Basilika erinnert.

Überwältigend ist die gestalterische Einheit von Emporen, Orgel, Bemalung und den Kassettendecken aus der Zeit der Spätrenaissance und des Frühbarock.

Die Wehrkirche in Pomßen kann man als eine der schönsten und kunstgeschichtlich wertvollsten im Leipziger Raum bezeichnen!

Ein genaues Entstehungsjahr der Kirche ist nicht bekannt. Die gut sichtbare bauliche Anlage mit dem gewaltigen Westturm, dem rechteckigen Kirchenschiff und dem mit einer halbkreisförmigen Apsis geschlossenen Altarraum geht auf die Spätromanik des 13. Jh. zurück.

Das Hauptschiff öffnet sich an der Südseite mit einem weiten Rundbogen zu dem mit einer hölzernen Tonne überwölbten Seitenschiff.

Die architektonisch-künstlerische Einheit und die Bemalung der Emporen- und Deckenfelder fallen dem Betrachter als erstes ins Auge.

Die Füllungen der Emporenbrüstungen und die Kassettendecken sind mit Grisaillemalerei auf gold-ockerfarbenen Grund aus dem Frühbarock versehen. Erwähnenswert ist das an der Brüstung der Orgelempore dargestellte Engelskonzert aus dem Jahre 1668. Auf sieben Bildern sind hier musizierende Engel mit verschiedenen Musikinstrumenten der damaligen Zeit zu sehen.

Foto: Thomas Ufert
Foto: Thomas Ufert

 

In seiner ausführlichen Beschreibung im Heft „Wehrkirche Pomßen“ zieht Winfried Schrammek Parallelen zum musiktheoretischen Werk „Syntagma musicum“, Wolfenbüttel 1619, von Michael Preatorius. Diese Darstellung findet seine Weiterführung in der Bemalung der Orgelflügeltüren mit den dort abgebildeten Bildmotetten. Es wird angenommen, dass die Malerei auf diesen Flügeltüren älter ist als die des Engelskonzertes.

Auffallend sind die Kassettendecken über Kirchenschiff und Altarraum. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. entstanden die Bemalungen mit Darstellungen von Gestalten aus dem Alten Testament im Langhaus und von Engelfiguren im Chorraum.

Ein von der Decke herabhängender barocker Taufengel zieht die weiteren Blicke auf sich.

Eng mit dem Bau der Kirche und seiner Geschichte verbunden sowie prägend für die Entwicklung des Dorfes ist das Geschlecht der Familien von Ponickau, die hier über 250 Jahre lebten und wirkten.

In dem kostbaren Renaissance-Altar aus Sandstein, geschaffen etwa 1560 von der Freiberger Bildhauerschule Andreas Lorenz, ist in hervorragender künstlerischer Weise das Leben Jesu in plastischer und farblicher Gestaltung dargestellt. Die Stifterfamilie Hans von Ponickau selbst ist hier kniend unter dem gekreuzigten Christus in das Geschehen mit eingebunden.

An der Nordwand des Altarraumes dominiert die zweigeschossige, mit reich stuckiertem Prospekt versehene Patronatsloge. Gegenüber, an der Südseite, befinden sich aufwändig gestaltete Epitaphien, geschaffen als Denkmale für die Verstorbenen von Ponickau.

Der Taufengel in der Wehrkirche zu PomßenGrundlegende Sanierungen des Kirchengebäudes fanden in den Jahren 1889 und 1934 statt, eine erneute Außenerneuerung erfuhr das Gotteshaus 1974.

Erst nach 1989 konnte an eine grundlegende, nach modernen restauratorischen Konzepten durchzuführende Restaurierung gedacht werden. Nach Sanierungsarbeiten an Dach- und Deckenkonstruktion konnten nach und nach die Bemalungen an Kassettendecken, Emporenbrüstungen, der Altarraum mit seiner Patronatsloge und dem Altar in mühevoller Kleinarbeit restauriert werden.

Inzwischen ist fast die komplette Außensanierung (Dach und Fassade) abgeschlossen, und die von den Abgasen der nahegelegenen Braunkohlewerke vergraute Außenhülle strahlt wieder weit sichtbar im neuen Glanz.

Den krönenden Abschluss aller Arbeiten bildete die Restaurierung der wertvollen Renaissance-Orgel auf der zweiten Empore an der Westseite des Kirchenschiffes.